Ein Team vom IQB in Berlin analysierte die Netzwerke von Schülerinnen und Schülern (SuS). Sie fragten dabei sowohl nach Freundschaften als auch danach, welche Mitschülerinnen oder Mitschüler die Befragten lieber nicht als Sitznachbarn haben wollen. Der Originalbeitrag kann hier nachgelesen werden.
Die Ergebnisse sind in mehrerlei Hinsicht beachtenswert. Nur einige wenige werden hier zusammengefasst: Zunächst einmal überrascht es (leider) nicht, dass SuS deutscher Abstammung mehr Freundinnen bzw. Freunde nennen als Geflüchtete. Auch, dass Geflüchtete untereinander sich gegenseitig besonders häufig als Freunde nennen, ist angesichts geteilter Erfahrungen verständlich. Der Befund, dass Geflüchtete deutlich häufiger als Tischnachbarn abgelehnt werden als alle anderen Untersuchungsgruppen (SuS mit und ohne Migrationshintergrund), stimmt allerdings nachdenklich. Besonders interessant ist jedoch, dass diese Ablehnung in Klassen zunehmender kultureller Heterogenität schwächer wird. Je höher der Anteil der SuS mit Migrationshintergrund erster oder zweiter Generation in der Klasse ist, desto weniger häufig werden Geflüchtete als Sitznachbarn abgelehnt. Leider gilt dieser Effekt nicht auch für die Anzahl der Freundinnen und Freunde: Dieser bleibt in vergleichbarer Höhe über die Klassen verschiedener Zusammensetzungen bestehen.
Die Arbeit ist ein wunderbares Beispiel für die Möglichkeiten von Netzwerkanalysen und birgt noch viele weitere Detailerkenntnisse. Hoffentlich können die Autorinnen und Autoren die Daten noch weiter auswerten und die Befunde ebenso prominent publizieren!