Ob ein hohes Maß an Stunden im Kindergarten Verhaltensprobleme verursacht, ist bisher eine umstrittene Frage. Die Studienlage war nicht ganz eindeutig. Je nach verwendeter Methode kommen unterschiedliche Studien entweder zur Schlussfolgerung, dass es keine Effekte gibt, oder dass sich kleine negative Effekte beobachten lassen: Technisch gesprochen finden Studien, die eine strenge Selektionskontrolle durch Kovariatenaufnahme anwenden, Zusammenhänge zwischen den Betreuungszeiten im Kindergarten und Verhaltensproblemen, aber Studien mit stärkerer interner Validität finden deutlich seltener einen solchen Nachweis.

Eine neue Auswertung einer internationalen Gruppe von Wissenschaftler:innen, die verschiedene Daten mit ein- und derselben Methode bearbeitet, untersucht, ob Unterschiede zwischen Kindern und ihren Besuchsdauern mit Unterschieden in ihrem externalisierenden Verhalten einhergehen sowie inwiefern innerhalb eines Kindes eine Veränderung der Betreuungsstunden mit Veränderungen des Ausmaßes externalisierender Problemen einhergehen. Damit integrieren sie beide oben genannten Ansätze in einer Studie und testen sie an mehreren Datenerhebungen. Ein solches Vorgehen gilt als besonders robust gegen Zufallsfunde. Die sieben einbezogenen Datenerhebungen fanden zwischen 1993 und 2012 in Deutschland, den Niederlanden, Norwegen, Kanada (zwei Studien) und in den USA (zwei Studien) statt. Insgesamt fließen so Daten von 10.105 Kindern ein und können 14 relevante Befunde betrachtet werden (in sieben Studien jeweils zwischen- und innerhalb-Effekte).

Von diesen 14 Einzelergebnissen zeigt nur ein Befund einen kleinen negativen Effekt der Betreuungsstunden: In der niederländischen Studie zeigen diejenigen Kinder, die mehr Stunden im Kindergarten betreut werden, etwas stärker externalisierendes (Problem-)Verhalten. Über die Zeit betrachtet bleibt dieses aber konstant, d.h. mit einer Veränderung der Betreuungsstunden eines Kindes verändert sich sein Problemverhalten nicht. In keiner der anderen sechs Studien lässt sich ein signifikanter Zusammenhang der beiden Merkmale finden. Fasst man die Einzelergebnisse mit meta-analytischen Methoden zusammen, so zeigt sich insgesamt kein Zusammenhang (r = .00, p = .88) zwischen den Stunden, die ein Kind im Kindergarten verbringt, und dem von ihm gezeigten externalisierendem Verhalten.

Die Studie „Do more hours in center-based care cause more externalizing problems? A cross-national replication study“ wurde veröffentlicht in der wissenschaftlichen Zeitschrift Child Development und kann hier eingesehen werden.